Montag, 27. Mai 2013

im Krankenhaus

Ich bin mal wieder im Krankenhaus. Nicht dass ich es da besonders schön fände und deshalb auch im letzten Jahr so oft da gewesen bin, aber was muss das muss.
Die letzte OP vor einem haben Jahr war ne ziemliche Katastrophe. Sollte damals eigentlich nur ambulant sein, aber ich musste drauf bestehen, doch eine Nacht da zu bleiben, da ich beim Aufstehen denen fast vor die Füße gekotzt habe. Dolle war das aber auch nicht. Mein Bettnachbar hat so laut geschnarcht, dass man das am Empfang noch gehört haben muss. Das war auch ne ziemlich große OP für nur ambulant. Deshalb musste ich auch jetzt noch mal hin, weil innen nicht alles so verheilt ist wie es sollte. Da ich nach der letzten OP zwei Wochen fast gar nicht laufen konnte kaum etwas gegessen habe und überhaupt eine ziemlich lange Zeit gebraucht habe, bis ich wieder einigermaßen fit war, hatte ich doch einigermaßen Bammel.
Dass es aber auch auf ganz andere Weise zu ner Katastrophe kommen kann habe ich dann gemerkt.
Bei der OP Vorbereitung wurde ich gefragt, ob ich ein Zweibettzimmer haben will. Wozu das denn? In einem Dreibettzimmer liegt immer mindestens ein Schnarcher. Wenn ich in ein Zweibettzimmer gehe, will der da auch hin. Ne ne, das kommt nicht in Frage, vor allem nicht bei 50€ Zuzahlung.
Morgens komm ich an und es ist ein anderer Patient im Zimmer (ich nenne ihn einfach mal Alfred). Alfred scheint noch recht jung zu sein. Nicht grade der typische Schnarcher. Bekommt Hömorriden operiert. Ist wohl sowas wie ein Notfall. Außerdem ist es Montag und ich rechne damit dass noch andere Dingende Fälle vorgehen. Falsch gedacht, um 8:30 kommt ne Schwester, verabreicht mir ne Pille und meint es geht los. Ich werd in den Wartebereich vor den OP geschoben, direkt vor die Umkleide und da bleib ich dann erst mal 10 Minuten liegen. Da wäre gerade ne HNO OP gelaufen und sie müssten den Saal jetzt erst gründlich reinigen. Ich versuche Krampfhaft mir nicht vorzustellen wie das da jetzt aussieht - keine Bilder! KEINE BILDER! Dann kommt ein Arzt. Allerdings nicht aus dem OP sondern aus der Umkleide, guckt mich an wie ich da im Weg stehe und meint mit Blick auf die Umkleide: "da drin ist gar kein Platz für Sie, da werden wir wohl auf dem Flur operieren müssen. Das ist also der Berühmte Mediziner Humor: zuweilen etwas sperrig und mit einem echt undankbaren Publikum. Ich hätte da auch den einen oder anderen Kommentar, aber die Pille wirkt gerade so schon und es ist mir Scheißegal.
Die letzten beiden Narkosen waren nicht so pralle. Bei der vorletzten meinte der Anästhesist: "ich geb ihnen jetzt erst mal was zur Beruhigung." Das einzige was ich noch raus bekommen hab war ein "das war gelogen!", und dann hat die Narkose gewirkt. Bei der letzten kam es ohne blöden Spruch aber auch sehr schnell und heftig, was ich persönlich nicht sehr angenehm finde.
Diesmal ist der Anästhesist sehr locker und lustig und meint er schießt mich nicht so weg. In der Tat. Ich bekomm tatsächlich was zur Beruhigung und dämmere schön dahin. Das letzte an das ich mich bruchstückhaft erinnere ist, dass er meint ich soll doch mal in ne Maske atmen.
Wenn man aus ner Narkose erwacht, dann ist das Gehirn nicht gleich wieder voll funktionsfähig. Es kann nicht sofort auf das Kurzzeitgedächtnis zugreifen um neue Erinnerungen anzulegen. Deshalb frage ich auch erst mal ob alle gut gelaufen ist.
Meine Frau grinst mich blöde an und behauptet dass ich das nun schon zum dritten Mal wissen will. Kann ich mich nicht dran erinnern, behaupte aber einfach, dass ich eben auf Nummer Sicher gehen will.
Mittlerweile ist in unserem Zimmer der Dritte Patient, nennen wir ihn Werner, der hat eine Darm OP vor sich, Alfred und seine Hämorriden werden gerade voneinander getrennt und er ist im OP. Soweit so gut, ich habe keine großen Schmerzen, der Schnitt ist diesmal auch nur 5 statt 15 cm lang und nach kurzer Zeit fühle ich mich richtig gut. Die OP hat nur etwa 2 Stunden gedauert. Sagt meine Frau. Hab ich auch schon drei mal gefragt. Sagt meine Frau. Was die sich immer so alles aus denkt - ich könnt mich doch dran erinnern!
An was ich mich aber bruchstückhaft erinnere ist, dass mir nach der OP die Zähne geklappert haben wie nem alten Skelett in einem Spukschloss. Nicht, dass mir besonders kalt gewesen wäre, aber ich hab am ganzen Körper gezittert. Und vor allem mit den Zähnen geklappert. Sarah hat mir einen Pullover über gelegt. Zumindest vermute ich das später - kann mich nicht dran erinnern. Aber an das Klack-Klack-Klack-Klack-Klack kann ich mich erinnern.
Mir gehts vier Stunden nach der OP eigentlich recht gut. Alfred ist ohne Hämorriden von seiner OP zurück und hat schmerzen. Deshalb bekommt er ein Schlafmittel. Werner bekommt eine Flasche hin gestellt - die sei für den Darm. Und dann gings los.
Alfred schnarcht nach dem Schlafmittel wie ein Weltmeister und das Zeug "für den Darm" von Werner ist um den Darm vollkommen zu entleeren. Der arme Kerl trinkt drei Schluck und verschwindet dann für 20 Minuten im Bad. Was bin ich froh, dass ich so ne Pullerflasche habe.
Mein Blutdruck kommt wieder in Schwung und ich darf Abends was Essen. Werner sitzt immer noch abwechseln vor der Flasche (ist mittlerweile die zweite) und auf dem Klo. Alfred ist wach und klagt über schmerzen bis er ein Medikament bekommt. Ich bekomm auch was, und zwar ein Brot. Kaum hab ich das im Mund überlegt sich das Schmerzmittel von Alfred, dass es ihn nicht leiden kann und wieder gehen will und Alfred fängt nach Herzenslust an sich zu übergeben. Mein Brot schmeckt mir jetzt irgendwie gerade nicht mehr ganz so gut. Werner hat davon zum Glück nichts mitbekommen, der ist zur Abwechslung auf dem Klo. Als er weider kommt nuckelt er an seiner Flasche, die geht ihm auch mittlerweile auf den Magen, so dass er häufig rülpst. Aber nicht so ein trockenes ich-hatte-gerade-ein-gutes-bier Rülpsen sondern eher ein hallo-ich-bin-die-magenschleimwand-von-werner-und-komm-euch-gleich-besuchen feuchtes Rülpsen.
Danach darf ich versuchen aufzustehen und ans fenster zu gehen. Der weg führt am Bad vorbei aus dem ein entzückender Geruch von Werners FLaschenresultaten strömt. Schließlich kommen zwei Schwestern in Zimmer. Die eine sieht mich begeistert stehen und meint, sie könne mir ja meine Pullerflasche weg nehmen da ich jetzt laufen kann. Die andere Schwester stelt just in dem Moment Werner seine dritte Flasche hin und meint, die soll er jetzt noch mal zügig weg hauen. Ich schaue kurz auf die Flasche von Werner, dann auf das Klo. Dann auf meine Pullerflasche und dann auf die erste Schwester. "Am Arsch die Räuber darf die die mitnehmen!"
Ich bin mal gespannt, was die heutige Nacht bringen wird.

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