Facebook hat What's App gekauft. Ein großer Aufschrei geht durch die Handywelt und mit dem Ausfall von Whats App am vergangenen Wochenende laufen die Benutzer zu Konkurrenzprodukten über. Verschlüsselung ist das neue Schlagwort. Doch was steckt dahinter und wie Sicher ist denn Sicher?
Schauen wir zunächst einmal auf die Übernahme zwischen Facebook (FB) und Whats App (WA). Was ist denn an der Übernahme überhaupt dramatisch? Mark Zuckerberg hat betont, dass sich für die Benutzer nichts ändern wird. Ähnliches hat man damals schon beim Zukauf vom Fotodienst Instagram gehört. Und tatsächlich ist der Dienst steht eigenständig geblieben und wird von FB Programmierern gepflegt. Bis auf einen kleinen Schönheitsfehler. Kurz nach der Übernahme wurden bei Instagram die Datenschutzbedingungen aktualisiert. Neuer Punkt war die Erlaubnis Daten zwischen FB und Instagram auszutauschen. Das ist auch genau das, was bei WA zu befürchten ist. Naja WA hat ja nur die Telefonnummer. Nicht ganz, es hat außerdem auch Zugriff auf das Adressbuch. Facebook kann über mehrere Methoden herausfinden, wer man ist, selbst wenn man WA nicht seinen Namen mitgeteilt hat.
Beispielsweise:
1. Triangulation. Man gleicht das Telefon Adressbuch mit dem von FB ab.
2. Abgleich mit der FB App, wenn diese installiert ist.
3. Abgleich des Profilbildes (Gesichtserkennung ist ja kein Hexenwerk mehr)
4. Abgleich des Adressbuchs eines Bekannten. Wenn dieser Namen und Nummer zugeordnet hat kann man dieses Ergebnis übernehmen.
Gerade Fall 4 zeigt also dass FB durchaus zukünftig von fast jedem FB Nutzer eine Handynummer dem Benutzer zuordnen kann, selbst wenn diese WA gar nicht nutzt.
Aber es geht über die Mobilfunknummer hinaus. FB hat dann das gesamte Handy Adressbuch (auch von nicht FB und WA Nutzern) und kann Stichworte aus den Chats auslesen um die Interessen und relevanten Themen mehrerer Benutzer besser zuzuordnen.
Das sind recht umfangreiche Profildaten, die sich so ergeben könnten.
Jetzt schreien alle Datenschutzt und Ende zu Ende Verschlüsselung und viele wechseln den Dienst. Aber wie sicher oder sinnvoll ist denn WA eigentlich (gewesen)?
Whats App verschlüsselt seine Konversationen ebenfalls. Das scheinen im Moment aber viele Leute zu übersehen oder gar nicht zu wissen. Whats App steht allerdings seit vielen Jahren immer wieder unter Feuer was die Sicherheit angeht. Hier mal eine kurze Historie:
08/2012 - Whats App verschlüsselt jetzt die Konversationsdaten, weil Chats von jedem mitgelesen werden konnten. Wie das (also die Verschlüsseliung) funktioniert ist ungeklärt. Die beteiligten Telefonnummern sind weiterhin Klartext. Quelle
01/2012 - eine Webseite ermöglicht es den Status von Fremden WA Konten zu ändern. WA selbst schließt die Sicherheitslücke indem sie einfach die Webseite sperren. Der Betreiber der Seite bringt eine Windows App heraus, die diese Sperre umgeht. Jetzt erst reagiert WA anscheinend richtig und veröffentlichen eine neue Version in der die Sicherheitslücke geschlossen wurde (zumindest funktioniert es danach nicht mehr auch wenn in den Änderungsnotizen nichts erwähnt wird). Quelle1 Quelle2
09/2012 - Ein Test der Stiftung Warentest ergibt, dass WA alle gespeicherten Telefonnummern und den Provider unverschlüsselt und ohne Rückfrage an deren Server überträgt. Quelle
09/2012 - Eine Sicherheitslücke erlaubt es ein fremdes Konto zu kapern. Dazu sind vergleichsweise wenige Informationen notwendig die sich alle mit freien Tools ermitteln lassen. Quelle
11/2012 - Die oben genannte Sicherheitslücke, die zwischenzeitlich geschlossen wurde, trat erneut auf. Quelle
01/2013 - Kanadische und Niederländische Datenschützer warnen vor Whats App, da es gegen den jeweils nationalen Datenschutz verstößt. Quelle
07/2013 - Eine Sicherheitslücke ermöglicht das Ausspähen der Zahlungsinformationen von Paypal und Google Wallet. Quelle
10/2013 - Es bestehen allgemeine Bedenken an der Sicherheit der Verschlüsselung. Quelle
Also sicher war Whats App nie. Was auch viele nicht wissen, der Dienst darf erst ab 16 Jahren genutzt werden.
Dass nun viele nach einer Verschlüsselung rufen, ist sicherlich dem Umstand der NSA Enthüllungen durch Edward Snowden geschuldet. Welcher Fehler nun aber nicht begangen werden sollte, ist der, dass auch Whats App verschlüsselt hat und Verschlüsselung nicht gleich Sicherheit ist.
Sicherheit geht heute mit Vertrauen einher.
Ein Programm das auf einem Handy läuft ist potentiell unsicher. Handys sind generell vertrauensunwürdige Geräte auf denen man nichts speichern sollte, was man nicht der Allgemeinheit mitteilen will.
Ein Programm dessen Quellcode man nicht kennt, könnte im Prinzip machen was es will. Diese Berechtigung die da im System erteil wird ist eh ein Witz.
Eine Cloud oder Server Lösung läuft in der Regel auf einem Server der jemand anderem gehört und man nicht weiß was der damit macht. Und Zugriff bekommt man auch juristisch nicht, denn der Server steht in der Regel im Ausland.
Sicherheit bedeutet Vertrauen zu haben. Zu Google, dass sie Android sicher gemacht haben. Zu Samsung, dass sie das Handy sicher gemacht haben und beim anpassen von Android keine Backdoor eingebaut haben. Zu whats App, dass die App tatsächlich sicher ist und nicht auf etwas zugreift was sie nicht soll und das deren Server wirklich nur das nötigste Speichern. Und natürlich dass die ganzen Verschlüsselungen von all den Beteiligten so sicher sind, dass nicht irgendwem bereits eine einfache Methode bekannt ist, diese auszuhebeln. Ist ne Menge Vertrauen, das man da grundsätzlich haben muss.
Zurück zum Thema.
Schauen wir mal auf einige Konkurrenten von Whats App:
Telegram
Wurde von zwei russischen Entwicklern geschrieben (die aber betonen, dass Telegram in Berlin beheimatet ist und nichts mit Russland zu tun hätte). Die Verschlüsselungsmethode kann man sich hier ansehen. Ist die gut? Treten Sie bitte zurück, wir haben einen Doktor der Mathematik. Unter diesem Motto hat sich jemand der Verschlüsselung angenommen und bringt es auf den kurzen Punkt: Vermeiden um jeden Preis. Telegram nutzt altbekannte Algorithmen mit selbstgestrickten Mängeln, die keine Sicherheit bieten.
Threema
Ist in der Schweiz beheimatet, was an sich ja schon mal Sicher wirkt. Naja, die Verkaufen mittlerweile auch Steuersünderdaten auf CD's warum nicht auch Messenger Daten? Threema erzeugt einen eigenen Schlüssel für das Mobiltelefon und einen öffentlichen für die Gegenseite. Laut Hersteller wird eine Ende zu Ende Verschlüsselung vorgenommen. Das bedeutet, dass der Versender die Nachricht vor dem Versenden Verschlüsselt und sie erst der Empfänger auf seinem Gerät wieder entschlüsselt. Da Threema einen nicht offenen Quellcode hat, lässt sich nicht nachprüfen wie sicher das ganze ist, und ob wirklich nur die genannten Daten übertragen werden. Es gibt aber zumindest Hinweise von einigermaßen vertrauenswürdigen Personen, dass Threema es versucht richtig zu machen. Die Verschlüsselung lässt sich zumindest teilweise nachvollziehen. Threema scheint damit eine einigermaßen geeignete App zu sein, die eigenen Daten zu verschlüsseln.
Viber
Ist eher eine VoIP Lösung wie Skype. Es hat einen nicht öffentlichen Quellcode und empfehlen würde ich das noch weniger als Skype - eigentlich würde ich nur empfehlen einen Bogen um diese Software zu machen. Viber sammelt eine erhebliche Menge an Daten (teilweise ohne Zustimmung und Wissen des Nutzers) und sendet diese an seinen Server. Dazu gehören vor allem auch die Kontaktdaten von unbeteiligten Dritten. Wenn also ein Rechtsanwalt Viber nutzt hat dieses die gespeicherten Kontaktdaten seiner Mandanten (Rechtsanwälten und Ärzten sollte das Internet generell verboten sein...). Deshalb steht Viber auch seit Jahren massiv in der Kritik der Datenschützer. Quelle Seit neuestem gehört Viber der Firma Rakuten. Rakuten? Nie gehört? Komisch, das ist einer der 10 größten Internetkonzerne der Welt. 4,7 Milliarden Dollar Umsatz. Heimatsitz in Japan. Haben auch einen nicht gerade kleinen Onlineshop in Deutschland. Hier mal der Wiki Artikel dazu. Was die jetzt genau mit den Daten vor haben weiß kein Mensch.
Surespot
Das ist eigentlich der Beste Kandidat. Es ist Quelloffen, verwendet eine gute Verschlüsselung. Leider verstehen die Programmierer von Design recht wenig weshalb es sehr ... ungewohnt ist. Vermutlich auch der Grund warum es kaum verbreitet ist. Schade.
Kik
Der Messenger (nicht der Betriebsratskandidatenentlassende, in der Dritten Welt mit Arbeitsrechtsverletzungen produzierende und Qualitätsmängeln behaftete Discounter) bietet eine ganze Menge Funktionen. Dazu ist er noch Kostenfrei. Das Programm ist nicht Quelloffen so dass man wieder nicht weiß was es macht. Von Verschlüsselung ist zwar die Rede aber es ist wenig darüber zu finden, ob die was taugt. Ich wäre generell erst mal skeptisch wenn jemand etwas verschenkt und trotzdem so viele Funktionen bietet.
Line
Line ist sehr verbreitet, vor allem außerhalb von Europa. Da gilt aber das gleiche wie für Kik: Nicht Quelloffen, kostenlos, viele Funktionen. Sollte man generell als nicht vertrauenswürdig einstufen.
Hike
Brüstet sich damit ebenfalls sehr sicher zu sein (da sie mittlerweile eine SSL Verschlüsselung haben), ist aber wie viele andere nicht Quelloffen, so dass keine sagen kann ob das stimmt. Außerdem senden sie die Adressbücher nach Indien. Quelle (Verschlüsselung als Kritik in der Quelle wurde mittlerweile implementiert)
Hangouts
Google hat auch einen Messenger integriert. Das sollte man sich durchaus überlegen, denn wer ein Android Phone nutzt und ein Google Konto besitzt muss hie nicht noch einem weiteren Konzern das Vertrauen schenken.
Ich könnte die Liste noch lange fortführen, denn an Messegern herrscht wirklich kein Mangel. Generell lässt sich sagen, dass Surespot eigentlich die Beste Alternative wäre, wenn sie nicht so wenig verbreitet wäre. Der Beste Kompromiss dürfte dann also Threema sein. Wer Dinge hat, die er nicht der Allgemeinheit mitteilen will, sollte diese Dinge auf einen Zettel schreiben und nicht in einem Smartphone speichern.
Video- und Brettspiele, Tischtennis, Modellbau, Filme, Fotografie.... so viele Hobbies und nur so wenig Zeit.
Donnerstag, 27. Februar 2014
Dienstag, 4. Februar 2014
Der Plastikball im Tischtennis
Ich habe letzte Woche eine Einladung bekommen eine Petition zu unterschreiben, die die Einführung des neuen Plastikballs im Tischtennis verhindern möchte. Da werden wüste Behauptungen zum Plastikball aufgestellt und diese durch fadenscheinige Argumentationen untermauert. Lesen kann man das ganze hier: http://hragge.wordpress.com/
Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass der Autor Hubert Ragge offensichtlich noch keinen Plastikball gespielt hat, wird einfach mal gerne die Argumentation der Gegenseite als Lüge bezichtigt. "Die lügen!" - "Ach so, na dann musst Du ja recht haben!".
Ich möchte einige der wichtigsten Argumente mal etwas näher beleuchten.
Die Webseite mytischtennis.de, das größte Portal zum Sport in Deutschland hat vor einigen Monaten die Eigenschaften des neuen Balls untersucht und veröffentlicht. Darauf geht der Autor ein (leider auf keine einzige andere Quelle).
Der Ball wird größer
Laut mytischtennis.de wird der Plastikball etwa 2mm größer. Hubert Ragge bezeichnet das als Lüge. Als Beweis führt er eine Vermessung von 200 Drei-Sterne-Bällen an (ohne Quelle), bei der sich heraus gestellt hat, dass die Bälle im Schnitt 39,6mm groß sind. Ich konnte trotz intensiver Suche eine solche Studie nicht finden. Wer der Tester sein soll und wie die Testbedingungen oder die Testmuster aussehen, lässt sich also nicht sagen. Der jetzige TT Ball hat eine Zielgröße von 40mm mit einer Toleranz von 1mm, also ± 5mm
Ich will nicht soweit gehen, dass ich behaupte, die Studie sei erfunden, aber unwahrscheinlich erscheint sie mir schon. Ein Hersteller, der so weit an der unteren Grenze ist, produziert viel mehr Ausschuss als einer, der den Mittelwert anstrebt. Da die drei Sterne Bälle ja wesentlich teurer sind, kann es kaum im vielbescholtenen wirtschaftlichen Interesse liegen, möglichst viel Ausschuss zu produzieren.
Aber selbst wenn die Hersteller so produzieren, müsste man doch annehmen können, dass sie auch beim Plastikball an der untersten Grenze bleiben. Dann würde der Plastik-drei-Sterne-Ball also 40,1mm haben.
Was völlig außen vor gelassen wird ist aber die Tatsache, dass das Herstelungsverfahren für die Plastikbälle wesentlich genauer zu sein scheint, denn die Toleranz wird von 1mm auf 0,6mm gesenkt. Der größte zulässige Zelluloidball ist also 0,1mm kleiner als der größte zulässige Plastikball. Wenn man die Durchschnittswerte nimmt, dann wird der Ball um 0,3 mm größer (also 0,1mm mehr als mytischtennis.de angegeben hat).
Jeder einigermaßen gute Spieler sollte schon gemerkt haben, dass sich Trainingsbälle von Spielbällen sehr unterscheiden. Das Absprungverhalten ist bei einem Trainingsball ganz anders als bei einem frischen Spielball. Wer es sogar etwas genauer beurteilen kann, wird feststellen, dass sogar die unterschiedlichen Hersteller sich voneinander deutlich unterscheiden. Nicht umsonst wird in den Leistungszentren nur mit *** Bällen trainiert. Über die neuen Bälle regen sich vor allem Hobbyspieler auf, die mit Trainingsbällen arbeiten. Spieler also, denen die Spieleigenschaften nicht so wichtig sind, wie der Preis der Bälle, denn sonst würden sie nur *** Bälle kaufen und sich nicht über den vermutlich höheren Preis der neuen Bälle aufregen. Aber gerade hier wird voraussichtlich durch verbesserte Produktion eine geringere Abweichung zwischen Trainingsbällen und Spielbällen erreicht werden. Etwas, das gerade diesen Spielern zu Gute kommt.
Ein größerer Ball führt zu unterschiedlichen Flugeigenschaften. Als der Ball 2mm vergrößert wurde, sollte er langsamer und weniger Spinorientiert werden. Das Gegenteil ist eingetreten. Der Ball blieb gleich Schnell, da die Materialhersteller Schläger und Beläge angepasst haben. Noch dazu wirk sich eine Rotation stärker aus, je größer das Objekt ist. Ich habe vor 20 Jahren 38mm Bälle gespielt und Topspin war damals einfach nicht so wichtig wie ein guter Schmetterball (heute heißt er Schuss - weiß der Kuckuck warum). Der neue Ball nimmt weniger Rotation an, die Rotation wirkt sich aber voraussichtlich deutlicher aus.
Zu guter Letzt bleibt aber auch festzuhalten, dass nach der letzten Balländerung die Hersteller den Spielern das gegeben haben, was sie wollten. Die Beläge und Hölzer haben dafür gesorgt, dass das Spiel schnell und Spinorientiert blieb.
Man sollte auch bedenken, dass die neuen 40mm Bälle am Anfang auch noch etwas unrund waren und sich erst mit gestiegener Produktion verbesserten. Das wird mit dem Plastikball ähnlich sein. Dieser wird noch immer aktiv entwickelt und erst mit einer großen Produktion wird er seine endgültige Spieleigenschaft erhalten. Der erste Plastikball den alle spielen werden, wird sich von einem Ball in drei Jahren sicherlich noch einmal unterscheiden.
Die Spieleigenschaften sind anders
Als Beweis führt Hubert Ragge, wie viele andere auch, das Video von Australiens Nationalspieler William Henzell an. Das Video ist 2 Jahre alt! Mehr muss man dazu eigentlich gar nicht sagen. Der Ball wurde seitdem kontinuierlich weiter entwickelt und entspricht dem in dem Video gesehenen Ball einfach nicht mehr. Ich möchte zu den Spieleigenschaften einmal zwei Dinge zu bedenken geben. 1. Der größte Markt für Tischtennis ist China. Niemand bringt so viel Spin ins Spiel wie die Chinesen. Für die Chinesen ist ein Spinarmes Spiel ein Spiel, das sie nicht kontrollieren können. China hat auch in der ITTF ein entsprechendes Gewicht, so dass man davon ausgehen darf, dass sie sich gegen einen Ball der kaum Spin annimmt wehren würden.
2. Bei einem Spiel des TTC Ober Erlenbach hatte ich Gelegenheit einen Plastikball zu testen. Für mein persönliches, amateurhaftes empfinden ist der Ball in etwas so anders wie sich ein guter *** Ball von einem alten Trainingsball unterscheidet (abgesehen vom Klang). Im Gespräch mit Thomas Keinath (ehem. 51. der Weltrangliste) ist die Änderung zwischen den Bällen nicht so dramatisch. Er meinte aber auch, dass der Spin beim Rückschlag noch wichtiger wird. Der Ball nimmt ihn vielleicht weniger gut an, gibt ihn dann aber stärker an den Rückschläger wieder. Er meinte, dass der Ball dadurch häufiger mal im Netz oder jenseits der Platte landen kann.
Wer ein aussagekräftigeres Video zum neuen Ball sehen möchte wird hier fündig: http://www.youtube.com/watch?v=7JBr08kSAiI
Interessanter Weise empfinden hier die Spieler die Unterschiede zwischen dem neuen Ball und dem 40mm nicht als so gravierend, eigentlich möchten sie alle lieber 38mm zurück. Der Test hat sogar gezeigt, dass der Plastikball schneller abspringt als die Zelluloidbälle obwohl er sich langsamer anfühlt.
Letztlich muss jeder selbst wissen wie er die Spieleigenschaften einschätzt. Ich möchte hier allerdings einmal einen Blick auf den Fußball werfen, dessen Spielgerät sich seit vielen Jahren ständig entwickelt und vor allem leichter geworden ist. Das führt immer wieder zu kontroversen weil der Ball flattere es dadurch mehr oder weniger Tore gäbe etc. letztlich wird aber auch dieser Sport durch die Veränderung des Spielgerätes nicht in seiner Wesenheit verändert.
Der Herstellungsprozess ist ein Problem
Hier führt Herr Ragge ein Video an, in dem die Herstellung von TT Bällen gezeugt wird. Das ist völlig korrekt. Auch die Gesundheit der Arbeiter ist kein Problem.
Was von der ITTF angeführt wird, ist die Brandgefahr bei Zelluloid und dass der Herstellungsprozess in einigen Ländern zukünftig verboten wird. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf das Argument von Herrn Ragge eingehen es habe sich noch kein Ball bei ihm spontan selbst entzündet. Tischtennisbälle sind ein Gefahrgut und dürfen nicht per Paket verschickt werden. In Honkong sind bei 34 Grad 500.000 TT Bälle, die in einem Metallcontainer gelagert wurden explodiert (Zeitschrift DTS, 2001/9 S.6). Wer wissen möchte wie so ein Ball brennt, dem empfehle ich dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=99N9SU8ItXk
Der TT Ball ist so ziemlich das letzte Produkt, das aus Zelluloid gefertigt wird. Zum besseren Verständnis empfehle ich auch den Wikipedia Artikel dazu.
Industrie und Garantie
Zu guter letzt führt Hubert Ragge an, dass der ganze Umstellungsprozess von den Herstellern gesteuert wird, weil diese neue Beläge verkaufen wollen. Er benennt auch bereits den Preis der neuen Bälle als höher obwohl diese noch gar nicht erhältlich sind.
Die Industrie kann nur das verkaufen, was der Konsument auch kauft. früher haben die Leute ihr Geld in Kleber und Beläge gesteckt, die sie ständig neu aufgezogen haben. Heute kauft man Beläge mit integriertem Frischklebeeffekt und spielt diese eine ganze Weile. Ich bin nicht sicher in wie weit sich da das Ausgabeverhalten geändert hat. Meine Beläge sind nach einem halben Jahr durch und ich spiele sie wirklich häufig (2-3 mal die Woche). Wenn man sie gut pflegt, halten sie auch. Ich habe auf der Rückhand einen stinknormalen Belag ohne Frischklebe Effekt. Und meiner Erfahrung nach spielen sowieso 70% der Amateurspieler Schläger und Beläge, die für sie eigentlich ungeeignet sind, weil sie glaube technische Mängel dadurch kompensieren zu können. Im Material ist viel Vorstellungskraft drin. Einige Gegner die ich regelmäßig treffe werden sich für diese ganze Diskussion nicht interessieren. Die spielen weiter mit Noppen außen, ohne Schwamm. Das machen sie unverändert seit 30 Jahren ohne ein Mal den Belag gewechselt zu haben. Wer glaubt, dass er einen anderen Belag braucht, weil der Ball sich etwas verändert, der braucht ohnehin ständig neue Beläge, weil sich sein Spiel ständig verändert.
Schlussendlich erhalten wir von Herrn Ragge noch eine Garantie, dass der neue Plastikball nicht kommt wenn 20.000 Spieler seine Petition unterschreiben. Fast - aber nur fast möchte ich ihm eine Garantie geben, dass er sogar mit 50.000 Unterstützern kommen wird. Viel zu weit ist der Prozess bereits fortgeschritten. Es wurden Unsummen in die Entwicklung des neuen Balls gesteckt und die Einführung bereits vor drei Jahren beschlossen. Jetzt noch kurz vor Einführung mit einer schlecht ausgeführten Petition das ganze aufhalten zu wollen erscheint mir besten Falls als Beschäftigungstherapie.
Fazit
Ich bin nun selbst eigentlich kein großer Freund eines neuen Balls. Ich habe lange gebraucht um mein Spielsystem umzustellen. Ich habe das letzte Mal gespielt als der Ball noch 38mm hatte und habe dann mal 20 Jahre Pause gemacht. Über ein Jahr arbeite ich nun daran einige Grundlegende Dinge an mir zu ändern um mich dem veränderten Spiel anzupassen.
Das einzige, was ich positiv finde, ist dass die Spielbälle und die Trainingsbälle sich vermutlich nicht mehr so stark voneinander unterscheiden werden.
Was ich grundsätzlich aber nicht mag, ist es wenn jemand Behauptungen in den Raum wirft ohne sich mit der Materie ausreichend auseinander gesetzt zu haben.
Insgesamt finde ich eine Diskussion gegen den Plastikball blödsinnig, die Unterschiede zum Zelluloidball sind im Vergleich zur Änderung von 38 auf 40mm verschwindend gering. Wenn es eine Diskussion geben sollte, dann eigentlich nur, ob der Plastikball besser wieder auf 38 mm verkleinert werden sollte. Die allgemeine Meinung ist immer noch, dass das die beste Größe war.
Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass der Autor Hubert Ragge offensichtlich noch keinen Plastikball gespielt hat, wird einfach mal gerne die Argumentation der Gegenseite als Lüge bezichtigt. "Die lügen!" - "Ach so, na dann musst Du ja recht haben!".
Ich möchte einige der wichtigsten Argumente mal etwas näher beleuchten.
Die Webseite mytischtennis.de, das größte Portal zum Sport in Deutschland hat vor einigen Monaten die Eigenschaften des neuen Balls untersucht und veröffentlicht. Darauf geht der Autor ein (leider auf keine einzige andere Quelle).
Der Ball wird größer
Laut mytischtennis.de wird der Plastikball etwa 2mm größer. Hubert Ragge bezeichnet das als Lüge. Als Beweis führt er eine Vermessung von 200 Drei-Sterne-Bällen an (ohne Quelle), bei der sich heraus gestellt hat, dass die Bälle im Schnitt 39,6mm groß sind. Ich konnte trotz intensiver Suche eine solche Studie nicht finden. Wer der Tester sein soll und wie die Testbedingungen oder die Testmuster aussehen, lässt sich also nicht sagen. Der jetzige TT Ball hat eine Zielgröße von 40mm mit einer Toleranz von 1mm, also ± 5mm
Ich will nicht soweit gehen, dass ich behaupte, die Studie sei erfunden, aber unwahrscheinlich erscheint sie mir schon. Ein Hersteller, der so weit an der unteren Grenze ist, produziert viel mehr Ausschuss als einer, der den Mittelwert anstrebt. Da die drei Sterne Bälle ja wesentlich teurer sind, kann es kaum im vielbescholtenen wirtschaftlichen Interesse liegen, möglichst viel Ausschuss zu produzieren.
Aber selbst wenn die Hersteller so produzieren, müsste man doch annehmen können, dass sie auch beim Plastikball an der untersten Grenze bleiben. Dann würde der Plastik-drei-Sterne-Ball also 40,1mm haben.
Was völlig außen vor gelassen wird ist aber die Tatsache, dass das Herstelungsverfahren für die Plastikbälle wesentlich genauer zu sein scheint, denn die Toleranz wird von 1mm auf 0,6mm gesenkt. Der größte zulässige Zelluloidball ist also 0,1mm kleiner als der größte zulässige Plastikball. Wenn man die Durchschnittswerte nimmt, dann wird der Ball um 0,3 mm größer (also 0,1mm mehr als mytischtennis.de angegeben hat).
Jeder einigermaßen gute Spieler sollte schon gemerkt haben, dass sich Trainingsbälle von Spielbällen sehr unterscheiden. Das Absprungverhalten ist bei einem Trainingsball ganz anders als bei einem frischen Spielball. Wer es sogar etwas genauer beurteilen kann, wird feststellen, dass sogar die unterschiedlichen Hersteller sich voneinander deutlich unterscheiden. Nicht umsonst wird in den Leistungszentren nur mit *** Bällen trainiert. Über die neuen Bälle regen sich vor allem Hobbyspieler auf, die mit Trainingsbällen arbeiten. Spieler also, denen die Spieleigenschaften nicht so wichtig sind, wie der Preis der Bälle, denn sonst würden sie nur *** Bälle kaufen und sich nicht über den vermutlich höheren Preis der neuen Bälle aufregen. Aber gerade hier wird voraussichtlich durch verbesserte Produktion eine geringere Abweichung zwischen Trainingsbällen und Spielbällen erreicht werden. Etwas, das gerade diesen Spielern zu Gute kommt.
Ein größerer Ball führt zu unterschiedlichen Flugeigenschaften. Als der Ball 2mm vergrößert wurde, sollte er langsamer und weniger Spinorientiert werden. Das Gegenteil ist eingetreten. Der Ball blieb gleich Schnell, da die Materialhersteller Schläger und Beläge angepasst haben. Noch dazu wirk sich eine Rotation stärker aus, je größer das Objekt ist. Ich habe vor 20 Jahren 38mm Bälle gespielt und Topspin war damals einfach nicht so wichtig wie ein guter Schmetterball (heute heißt er Schuss - weiß der Kuckuck warum). Der neue Ball nimmt weniger Rotation an, die Rotation wirkt sich aber voraussichtlich deutlicher aus.
Zu guter Letzt bleibt aber auch festzuhalten, dass nach der letzten Balländerung die Hersteller den Spielern das gegeben haben, was sie wollten. Die Beläge und Hölzer haben dafür gesorgt, dass das Spiel schnell und Spinorientiert blieb.
Man sollte auch bedenken, dass die neuen 40mm Bälle am Anfang auch noch etwas unrund waren und sich erst mit gestiegener Produktion verbesserten. Das wird mit dem Plastikball ähnlich sein. Dieser wird noch immer aktiv entwickelt und erst mit einer großen Produktion wird er seine endgültige Spieleigenschaft erhalten. Der erste Plastikball den alle spielen werden, wird sich von einem Ball in drei Jahren sicherlich noch einmal unterscheiden.
Die Spieleigenschaften sind anders
Als Beweis führt Hubert Ragge, wie viele andere auch, das Video von Australiens Nationalspieler William Henzell an. Das Video ist 2 Jahre alt! Mehr muss man dazu eigentlich gar nicht sagen. Der Ball wurde seitdem kontinuierlich weiter entwickelt und entspricht dem in dem Video gesehenen Ball einfach nicht mehr. Ich möchte zu den Spieleigenschaften einmal zwei Dinge zu bedenken geben. 1. Der größte Markt für Tischtennis ist China. Niemand bringt so viel Spin ins Spiel wie die Chinesen. Für die Chinesen ist ein Spinarmes Spiel ein Spiel, das sie nicht kontrollieren können. China hat auch in der ITTF ein entsprechendes Gewicht, so dass man davon ausgehen darf, dass sie sich gegen einen Ball der kaum Spin annimmt wehren würden.
2. Bei einem Spiel des TTC Ober Erlenbach hatte ich Gelegenheit einen Plastikball zu testen. Für mein persönliches, amateurhaftes empfinden ist der Ball in etwas so anders wie sich ein guter *** Ball von einem alten Trainingsball unterscheidet (abgesehen vom Klang). Im Gespräch mit Thomas Keinath (ehem. 51. der Weltrangliste) ist die Änderung zwischen den Bällen nicht so dramatisch. Er meinte aber auch, dass der Spin beim Rückschlag noch wichtiger wird. Der Ball nimmt ihn vielleicht weniger gut an, gibt ihn dann aber stärker an den Rückschläger wieder. Er meinte, dass der Ball dadurch häufiger mal im Netz oder jenseits der Platte landen kann.
Wer ein aussagekräftigeres Video zum neuen Ball sehen möchte wird hier fündig: http://www.youtube.com/watch?v=7JBr08kSAiI
Interessanter Weise empfinden hier die Spieler die Unterschiede zwischen dem neuen Ball und dem 40mm nicht als so gravierend, eigentlich möchten sie alle lieber 38mm zurück. Der Test hat sogar gezeigt, dass der Plastikball schneller abspringt als die Zelluloidbälle obwohl er sich langsamer anfühlt.
Letztlich muss jeder selbst wissen wie er die Spieleigenschaften einschätzt. Ich möchte hier allerdings einmal einen Blick auf den Fußball werfen, dessen Spielgerät sich seit vielen Jahren ständig entwickelt und vor allem leichter geworden ist. Das führt immer wieder zu kontroversen weil der Ball flattere es dadurch mehr oder weniger Tore gäbe etc. letztlich wird aber auch dieser Sport durch die Veränderung des Spielgerätes nicht in seiner Wesenheit verändert.
Der Herstellungsprozess ist ein Problem
Hier führt Herr Ragge ein Video an, in dem die Herstellung von TT Bällen gezeugt wird. Das ist völlig korrekt. Auch die Gesundheit der Arbeiter ist kein Problem.
Was von der ITTF angeführt wird, ist die Brandgefahr bei Zelluloid und dass der Herstellungsprozess in einigen Ländern zukünftig verboten wird. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf das Argument von Herrn Ragge eingehen es habe sich noch kein Ball bei ihm spontan selbst entzündet. Tischtennisbälle sind ein Gefahrgut und dürfen nicht per Paket verschickt werden. In Honkong sind bei 34 Grad 500.000 TT Bälle, die in einem Metallcontainer gelagert wurden explodiert (Zeitschrift DTS, 2001/9 S.6). Wer wissen möchte wie so ein Ball brennt, dem empfehle ich dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=99N9SU8ItXk
Der TT Ball ist so ziemlich das letzte Produkt, das aus Zelluloid gefertigt wird. Zum besseren Verständnis empfehle ich auch den Wikipedia Artikel dazu.
Industrie und Garantie
Zu guter letzt führt Hubert Ragge an, dass der ganze Umstellungsprozess von den Herstellern gesteuert wird, weil diese neue Beläge verkaufen wollen. Er benennt auch bereits den Preis der neuen Bälle als höher obwohl diese noch gar nicht erhältlich sind.
Die Industrie kann nur das verkaufen, was der Konsument auch kauft. früher haben die Leute ihr Geld in Kleber und Beläge gesteckt, die sie ständig neu aufgezogen haben. Heute kauft man Beläge mit integriertem Frischklebeeffekt und spielt diese eine ganze Weile. Ich bin nicht sicher in wie weit sich da das Ausgabeverhalten geändert hat. Meine Beläge sind nach einem halben Jahr durch und ich spiele sie wirklich häufig (2-3 mal die Woche). Wenn man sie gut pflegt, halten sie auch. Ich habe auf der Rückhand einen stinknormalen Belag ohne Frischklebe Effekt. Und meiner Erfahrung nach spielen sowieso 70% der Amateurspieler Schläger und Beläge, die für sie eigentlich ungeeignet sind, weil sie glaube technische Mängel dadurch kompensieren zu können. Im Material ist viel Vorstellungskraft drin. Einige Gegner die ich regelmäßig treffe werden sich für diese ganze Diskussion nicht interessieren. Die spielen weiter mit Noppen außen, ohne Schwamm. Das machen sie unverändert seit 30 Jahren ohne ein Mal den Belag gewechselt zu haben. Wer glaubt, dass er einen anderen Belag braucht, weil der Ball sich etwas verändert, der braucht ohnehin ständig neue Beläge, weil sich sein Spiel ständig verändert.
Schlussendlich erhalten wir von Herrn Ragge noch eine Garantie, dass der neue Plastikball nicht kommt wenn 20.000 Spieler seine Petition unterschreiben. Fast - aber nur fast möchte ich ihm eine Garantie geben, dass er sogar mit 50.000 Unterstützern kommen wird. Viel zu weit ist der Prozess bereits fortgeschritten. Es wurden Unsummen in die Entwicklung des neuen Balls gesteckt und die Einführung bereits vor drei Jahren beschlossen. Jetzt noch kurz vor Einführung mit einer schlecht ausgeführten Petition das ganze aufhalten zu wollen erscheint mir besten Falls als Beschäftigungstherapie.
Fazit
Ich bin nun selbst eigentlich kein großer Freund eines neuen Balls. Ich habe lange gebraucht um mein Spielsystem umzustellen. Ich habe das letzte Mal gespielt als der Ball noch 38mm hatte und habe dann mal 20 Jahre Pause gemacht. Über ein Jahr arbeite ich nun daran einige Grundlegende Dinge an mir zu ändern um mich dem veränderten Spiel anzupassen.
Das einzige, was ich positiv finde, ist dass die Spielbälle und die Trainingsbälle sich vermutlich nicht mehr so stark voneinander unterscheiden werden.
Was ich grundsätzlich aber nicht mag, ist es wenn jemand Behauptungen in den Raum wirft ohne sich mit der Materie ausreichend auseinander gesetzt zu haben.
Insgesamt finde ich eine Diskussion gegen den Plastikball blödsinnig, die Unterschiede zum Zelluloidball sind im Vergleich zur Änderung von 38 auf 40mm verschwindend gering. Wenn es eine Diskussion geben sollte, dann eigentlich nur, ob der Plastikball besser wieder auf 38 mm verkleinert werden sollte. Die allgemeine Meinung ist immer noch, dass das die beste Größe war.
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