Ich muss mich aus aktuellem Anlass einmal einem Thema widmen, das mir in den letzten Wochen sehr stark aufgefallen ist. Das Coachen beim Tischtennis.
Ich trainiere seit einem Jahr mit einem Profi der mal unter den Top 100 stand. Ich habe in diesem Jahr sehr viel gelernt an Technik und Spielzügen, was mich enorm weiter gebracht hat. Was mir fehlt ist noch massenhaft Erfahrung, deshalb verliere ich auch noch viele Spiele, obwohl ich technisch mittlerweile ganz gut bin.
Was mir in den Spielen immer wieder auffällt ist das Coaching. Ich selbst nehme nämlich fast keines mehr an und ich habe am Wochenende mit zwei anderen Spielern ein sehr interessantes Gespräch dazu geführt.
Beides seit kurzem ehemalige Mannschaftskollegen (ich habe am 1.1. vorübergehend den Verein gewechselt). Einer davon ist ein Abwehrspieler mit sehr langer Erfahrung, der ebenfalls kein Coaching will. Der andere ein Spieler der im Training sehr offensiv spielt, in den Punktspielen aber absolut defensiv und viel Coaching annimmt.
Mir ist dieser Wechsel in der Spielweise extrem aufgefallen und ich habe meinen Mannschaftskollegen darauf angesprochen, dass er eigentlich entweder das Abwehrspiel trainieren muss oder aber endlich sein Offensivspiel in die Punktspiele einbringen. Nur so entwickelt er sich ab einem gewissen Punkt weiter.
Bei ihm läuft meiner Ansicht nach das gleiche falsch, wie ich häufig beim gegenseitigen Coaching in den untersten Klassen finde. Man soll sein Spiel ändern und dem Gegner anpassen. Und im zweifel hilft immer eine defensive Spielweise.
Das ist für meine Begriffe häufig falsch. Man trainiert eine Bestimmte Technik und Strategie. Diese vollständig aufzugeben um ein anderes Spiel zu machen, macht einen nur selten besser. Was angepasst werden muss, ist die Strategie und Technik, nicht das System. Ich will das einmal an einem Beispiel erläutern.
Ich bin ein Offensivspieler. Ich suche aktiv den Punkt, spiele aber auch mit viel Rotation. Ich kann den Ball beim schupfen einigermaßen halten, aber nach 2-3 Ballwechseln ziehe ich an.
Ich spiele in diesem Beispiel gegen einen Allround Spieler, der wenig Rotation zurück bringt und auf der Rückhand einen starken Schuss hat.
Viele meiner angezogenen Bälle gehen über die Platte oder landen im Netz, ich verliere den ersten Satz. Von der technischen Seite her müsste ich den Gegner aber eigentlich beherrschen.
Falsches Coaching (und leider das was ich sehr oft erlebt habe) wäre nun zu sagen, ich solle das Angriffsspiel vermeiden. Ich solle auf die Vorhand schupfen, mich zurück halten und nur sichere Bälle angreifen. Auf der Rückhand solle ich ebenfalls nur schupfen, damit der Gegner seinen Schuss nicht einsetzen kann.
Richtiges Coaching (für meine Begriffe) wäre zu sagen, dass meine Rotation nicht stimmt und ich die Rotation des gegnerischen Balls falsch einschätze. Ich müsse mehr eigene Rotation hinein bringen, den Ball etwas mehr führen und mit weniger Geschwindigkeit auf die Platte bringen. Außerdem solle ich die Vorhand angreifen.
Was ist der Unterschied?
Im ersten Fall soll die eigene Strategie, nämlich den Punkt aktiv zu suchen und das eigene Rotationsspiel zu forcieren, aufgegeben werden um ein defensiveres Spiel zu machen. Das Spiel trainiere ich aber nicht sehr ausgiebig. Ich habe keine große Strategie für so ein System. Ich könnte hier nur punkten, wenn der Gegner mit dieser Spielweise ein Problem hat.
Beim zweiten Beispiel wird nach der Ursache gesucht, warum das eigene Spiel nicht greift und die Punkte vergeben werden. Diese Fehler werden korrigiert und das eigene Spiel bleibt erhalten.
Man muss sich dabei einmal vergegenwärtigen, was die Umstellung des Spiel bedeutet, vor allem, wenn man solche Anweisungen ggf. noch nach einem weiteren verlorenen Satz bekommt. Die Strategie ist dann nämlich, zu schauen, ob man selbst eine Spielweise findet, mit der der Gegner größere Probleme hat als man selbst. Das kann eigentlich nur für einen wirklich versierten Allround Spieler funktionieren. Die Meisten Spieler haben aber eine bestimmte Spielweise, die sie gerne und viel Trainieren. Diese beizubehalten und so anzupassen, dass man sie dem Gegner aufzwingen kann, das ist das, was ein gutes Coaching aus macht.
Fazit des Gesprächs mit den beiden ehemaligen Mannschaftskollegen war übrigens, dass der Angriffsspieler versuchen will mehr anzugreifen und der Abwehrspieler aus exakt den gleichen Gründen wie ich seit Jahren bereits kein Coaching mehr will.
Mir geht das genau so. Ich bin C-Trainer und spiele den ganzen Tag nur zu bzw. blocke nur. Bin eigentlich auch offensiv aber im Spiel nach zwei bis drei verzogenen Topspins gehts zurück in die Schupfoffensive. Punkte mache ich dann nur noch mit der Rückhand-Schuss. PS. mit dem Aufschlag mache ich die meisten Punkte. Coaching nehme ich zwar an, kann es aber meistens nicht direkt umsetzen. Spiele aber trotzdem eine gute Bilanz bisher.
AntwortenLöschenWerde abrer versuchen meine Offensive durchzusetzen.