Mittwoch, 2. März 2016

Wo ist mein Star Wars?

Wo ist eigentlich das Star Wars das ich kannte? Das, mit dem ich aufgewachsen bin?
Es ist nicht mehr da... George Lucas hat es getötet. Langsam und mehr oder minder heimlich. Naja. Man könnte auch sagen: der Lucas hat's gegeben, der Lucas hat's genommen.
Als ich als 12 Jähriger das erste Mal den Titel mit dieser beeindruckenden Musik über den TV Bildschirm flimmern sah, war es sofort geschehen. Ich war verzaubert vom Krieg der Sterne. In den Filmlexiken wurde es als naives Weltraummärchen bezeichnet aber es war so viel mehr als das. Es war ein Abenteuer in einer Welt, die all das enthielt, das man sich immer irgendwo entfernt vorgestellt hat aber nie greifen konnte. Es war eine saubere Welt, wie eben in einem Märchen mit einer lebendigen Vergangenheit wie den sagenumwobenen Klon Kriegen und dem Mythos der Jedi Ritter.

Doch dann ist etwas passiert.
Oder eher vieles über einen langen Zeitraum. Es waren erst kleine, subtile Änderungen, dann wurden es immer mehr und schließlich war nichts mehr so wie einst.
Plötzlich schoss Han nicht mehr Greedo einfach über den Haufen, was ihn doch als "verrucht" darstellte. Da wurde eine sinnlose Bandeinlage in Jabbas Palast eingefügt. Die sagenumwobenen Klon Kriege waren in Wirklichkeit ein banales Gemetzel, Anakin Skywalker ist ein belangloser Junge, dargestellt von schlechten Schauspielern, dessen ganzen Fall zur dunklen Seite man nicht wirklich nachvollziehen konnte. Animationsserien für Kinder, übermächtige Jedi, die wie eine Mischung aus Kung-Fu Krieger und Superman Gegner zu hunderten nieder machen (aber von ein paar Clone Kriegern mal schnell erschossen werden wenn es heißt "Order 66"), die unsäglichste Gestalt, der ganzen Filme, die alles zu einer Witznummer macht namens Jar Jar Binks. Und das ist ja alles nur die Spitze des Eisbergs - es heißt ja jetzt auch nicht mehr Krieg der Sterne sondern Star Wars.

Was war geschehen? An welcher Stelle wurde Star Wars entzaubert und warum?
George Lucas ist eigentlich gar nicht so sehr das Genie, für das ihn alle halten. Moment! Bevor jetzt Stürme des Protests kommen: Er ist ein Genie. Aber eben nicht da wo man es vermutet. Lucas ist ein genialer Spezialeffekt Produzent. Er treibt Effekte voran. Er hat damit eine ganze Industrie revolutioniert und wir wären insgesamt, was die Computertechnik angeht auch nicht da wo wir heute sind, wenn Lucas nicht ILM gegründet hätte. Er hat mit Star Wars 1977 etwas ähnliches gemacht, wie bei einem Spezialeffekt, er hat uns eine Illusion vorgehalten und wir haben den Trick geglaubt. Aber in seiner Besessenheit des Perfekten ist er immer weiter gegangen, hat immer perfektere Tricks geschaffen. Doch er hat den Punkt verpasst, wo er aus der Illusion (Illusion in dem Sinne, dass vieles gar nicht umsetzbar war und nur angedeutet wurde, so dass der Zuschauer die Lücken mit Phantasie geschlossen hat) eine Realität (Realität indem er alles Mythische entzauberte und uns zeigte) gemacht hat und diese Realität dem ganzen mehr Schaden als Nutzen gebracht hat. Und vor allem, wenn die "neue" Realität Dinge Ermöglicht, die man nur macht, weil es eben machbar ist und nicht weil man es für die Geschichte braucht (wie Yoda komplett digital zu ersetzen in Ep2 und ihn in einen Kampf-Flummi zu verwandeln). Viele nennen das einfach die fehlenden "practical Effects" und meinen er hätte zu viel Green Screen verwendet. Doch das ist nicht alles, denn er hat auch die Mythen, die er selbst geschaffen hat entzaubert. Vader wurde ein Gesicht verliehen. Er hat die Clone Kriege dargestellt und den Jedis Macht gegeben. Dies alles waren Dinge, über die nur gesprochen wurde, die Obi wan erzählt hat und die deshalb für alle in der eigenen Vorstellung lagen. Lucas konnte auch vieles damals gar nicht darstellen und so ist es ihm ergangen wie Spielberg mit dem Weißen Hai, der kaputt war und deshalb im Film kaum vor kam. Es wurden Dinge in die Vorstellung der Zuschauer verschoben und dort nahmen sie eine eigene Gestalt an. Dann gab er ihnen eine Form und sie wurden entzaubert. Plötzlich war die Galaxie weit, weit entfernt gar nicht mehr die, die in unserem Geiste existierte.

Der späte Lucas
Ein weiterer Faktor ist dann natürlich noch das Alter. Lucas ist keine 30 mehr. Er ist doppelt so alt und hat entsprechend einen ganz anderen Blick auf das Leben, auf Geschichten und auf sein eigenes Star Wars. Dieses Star Wars unterscheidet sich von der Vorstellung des 30 jährigen. Die Ideen seines jüngeren ichs nimmt er mit und entwickelte sie weiter. Er hat offensichtlich einen wesentlich familiäreren Blick auf alles und produziert viel "Kinderkram" wie die Animationsserien. Auch Figuren wie Jar Jar Binks entstammen anscheinend einem Wunsch alles Kindgerechter zu machen. Und so ist Episode 1 auch ein netter Kinderfilm, dem viel Flair seiner vorangegangenen Nachfolger fehlt. Und noch ein weiteres Problem macht sich bemerkbar. Lucas, hat bei den Episoden 5 und 6 den Regiestuhl anderen überlassen. Und das war eine gute Entscheidung. Er ist ein überragender Produzent und Ideenlieferant. Das hat er zig mal bewiesen. Aber kaum etwas zeigt es so deutlich, dass die bessere Aufteilung immer war, dass er produziert und sein Freund Spielberg Regie führt wie die Indiana Jones Filme.

Die nächste Generation
Lucas war schon immer ein Merchandising Gigant. Er hat das Meiste Geld damit verdient und wusste es immer geschickt einzusetzen. Dann kam jedoch der Zeitpunkt zu dem er sich entscheiden musste was mit Star Wars passiert. Und es kam leider wie es kommen musste, wenn kein Nachfolger herangezogen wird, der das Imperium übernimmt: es wird verkauft. Und da gibt es nun einmal nicht viele die sich solch einen Coup leisten können. Der Disney Konzern ist einer der wenigen. Und wie Walt Disney als Erfinder des Merchandising voran ging, so schreitet sein Konzern, der leider viele der Werte und Tugenden seines Gründers hinter sich gelassen hat, voran und verkauft Star Wars an jeden der es haben will. Man steht da schon mal etwas verdattert im Supermarkt vor Star Wars Orangen und Luke Skywalker's Hot Wheel's Auto. Auch Filme werden uns in den nächsten Jahren immer mehr vorgesetzt werden. Klar. Disney hat eine Unsumme für die Rechte bezahlt und muss diese Kosten natürlich erst einmal wieder rein holen. Aber man gewinnt schond en Eindruck eine völligen Ausschlachtens der Lizenz. Das war unter Lucas noch etwas anders.
Abrahams hat versucht sich wieder an die originale Trilogie anzunähern, indem er auf bestimmte Dinge verzichtet hat. Keine überkandidelten Spezialeffekte (obwohl viel mehr Computeranimationen eingesetzt wurden, als den meisten bewusst sein dürften). Keine übermächtigen Jedi, die nichts stoppen kann und die Kung Fu mäßig Lichtschwerter Schwingen. Eine Story, die der von Episode 4 extrem ähnelt aber genug Raum belässt, sich in viele andere Richtungen weiter entwickeln zu können. Wir werden sehen, wohin das führt. Doch ich fürchte allein mit der mehrfachen Erweiterung der Originalen Trilogie und dem überbrodelndem Angebot an Star Wars Dingen ist es der heranwachsenden Generation nicht mehr möglich Star Wars so zu erleben wie wir - die erste Star Wars Generation - es erlebt hat. Als Zauber. Als Illusion. Als Märchen.

Drehbuch schreiben

Der Folgende Artikel ist von der Webseite http://www.project-42.de die Teile 2 und 3 sind dort ebenfalls verfügbar.

Ein gutes Drehbuch macht noch keinen guten Film. Ein guter Film basiert nicht zwangsläufig auf einem guten Drehbuch. Aber ein Gutes Script ist eine hervorragende Ausgangsposition.
Wir wollen uns ansehen wie man ein Drehbuch entwickelt, wie man Charakteren Profil gibt, einen Dramaturgischen Bogen entwirft und Spannung erzeugt. Dabei gehen wir folgendermaßen vor: Zunächst werde ich die Theorie vorstellen, dazu werde ich die normale Optik hier verwenden.
Dann folgen ein oder mehrere Beispiele aus der Praxis in eigenen Farben. Dabei werden wir uns die Filme "Jäger des verlorenen Schatzes", "Alien" und "Batman Begins" ansehen, welche zeitlose Klassiker sind und gut strukturierten Drehbüchern folgen. Jedes in seinem eigenen Genre. Wir werden nicht bei allen Themen alle Filme und Handlungsstränge analysieren, das würde den Rahmen sprengen.
Und schließlich basteln wir uns ein eigenes Drehbuch, das erkennt man so.
Wissenswert ist, dass die dargestellte Herangehensweise eine übliche Form ist, der die Meisten Drehbücher folgen. Ausnahmen (auf die wir auch zu sprechen kommen) bestätigen wie immer die Regel. Da das Thema enorm umfangreich ist wird das Tutorial in mehrere Teile aufgeteilt.

Synopsis

Worum geht es in einem Film. Bevor man sich in den Einzelheiten verliert, sollte ein Drehbuch immer einer Haupthandlung folgen. Diese Haupthandlung folgt einer einzelnen gezielten Aufgabe und lässt sich in einem Satz zusammen fassen.
Ein Archäologe soll die Bundeslade beschaffen bevor es die Nazis tun.
Die Besatzung eines Raumschiffs versucht ein Außerirdisches Wesen zu vernichten.
Ein Milliardär will zum Wächter über seine verkommene Stadt werden.
Unser eigenes Drehbuch soll ein sehr kurzer Zombiefilm werden. Die Haupthandlung wird sich an einem kleinen Team von überlebenden orientieren, die versuchen in eine Schutzzone zu kommen. Die Synopsis ist also: Die Überlebenden einer Zombie Epidemie wollen sich in Sicherheit bringen.

Das Besondere

Der Film sollte sich von dem abheben was bislang schon da war. Das ist heutzutage natürlich schwieriger als in den 70ern oder in den 50ern, wo es noch viele Möglichkeiten gab die quasi unentdeckt waren. Allein die Möglichkeiten moderner Spezialeffekte haben jegliche visionäre Beschränkung aufgehoben. Es wird also schwierig etwas zu finden, das noch nicht da war und es ist egal in welchem Genre man das versucht. Man kann selbstverständlich trotzdem ein gutes Drehbuch schreiben und einen guten Film daraus machen, der unterhält - sonst bräuchte man ja heute kaum noch ins Kino. Aber man sollte immer versuchen etwas außergewöhnliches zu schaffen. Es kann nicht jeden Tag ein Inception sein aber es gibt immer Mittel und Wege um die Zuschauer zu begeistern. Avatar ist von der Handlung her ein 08/15 Werk, Cameron hat bereits weit bessere Drehbücher verfasst (auch wenn dieses so unglaublich klar strukturiert ist, dass es quasi als Lehrbuch dienen kann). Aber die 3D Effekte machen den Film außergewöhnlich. The Revenant ist eine gekonnte Mischung aus Survivalepos, Landschaftsaufnahmen und einer außergewöhnlichen Kameraarbeit, die von Andrei Tarkowski inspiriert ist. Das Besondere ist der schonungslose Realismus. Wir werden noch auf diverse weitere Methoden zu sprechen kommen, das eigene Drehbuch besser zu machen, aber zunächst wollen wir uns auf ein wesentliches Merkmal konzentrieren. Dieses kann also Inhalt, Optik oder Handwerk sein.
Inhaltlich wäre das also ein noch nicht dagewesenes Thema. Oder eine noch nicht dagewesene Herangehensweise an ein Thema. Die bekanntesten Beispiele dafür sind: Inception (in dem in Träume hinein gereist wird um Entscheidungen zu beeinflussen), King Kong (in dem ein riesiger Affe gefunden und ausgestellt wird), Angeklagt (in dem das Tabu Thema Vergewaltigung aufgegriffen wird). Diese Filme sind nicht unbedingt die Erfinder dieser Idee, aber Vorreiter, weil sie das Thema einem breiten Publikum präsentiert haben, die ggf. vorangegangene Filme nicht kannten.
Optische herausragende Werke bestechen durch Dinge, die zuvor nicht zu sehen waren. Dies trifft bei vielen Horrorfilmen zu, aber auch bei Mainstream Blockbustern. Jurassic Park zeigte lebensechte Dinosaurier, Blade Runner eine düstere Zukunftsvision, Saving Private James Ryan die Stürmung auf die Normandie. Dieser optische Eindruck wird häufig mit Spezialeffekten oder Kulissen realisiert und es dürfte schwer werden hier etwas wirklich neues zu schaffen. Das Publikum ist mittlerweile verwöhnt weil es nichts gibt, das nicht realisierbar wäre.
Handwerklich neuartiges oder außergewöhnliches schafft man, indem man eine Herangehensweise an die Präsentation wählt, die das Publikum nicht kennt. Avatar schafft das indem es 3D verwendet - wenn auch nicht neu, so ist die Technik doch sehr ausgereift und faszinierend. Cloverfield (wie auch Blair Witch Project) wurde so gefilmt, dass es wirkt, als sei alles mit einer Handkamera gefilmt. Revenant schafft es durch geschickte Kameraschwenks dem Zuschauer den Eindruck zu vermitteln, dass keine Crew vorhanden war sondern alles "echt" ist. Schindlers Liste ist in schwarz-weiß, wie auch Sin City.
Man geht ja selten an einen Film heran und sagt, ich will einen Film machen, der genau ist wie XYZ. Sondern sollte sagen, ich möchte einen Film machen ähnlich XYZ aber mit dem Unterschied, daß ...
Die Archäologischen Funde sind mit Rätseln und Fallen versehen.
Die geschickte Verwebung zwischen Science Fiction und Horror.
Wir betrachten vor allem die charakterliche Entwicklung von Batman unter einem realistischen Aspekt.
Die ganze Zombiapokalypse ist nicht echt.

Charaktere

Wenn man die Charaktere entwirft sollte man sich allerlei Gedanken machen. Wo kommt er her? Wo will er hin? Was treibt ihn an? Wie geht er mit anderen Leuten um? Wovor hat er Angst?
Diese Fragen sollte man jedem einzelnen seiner Charaktere stellen. Je besser ausgearbeitet die Lebensgeschichte eines Charakters ist, desto glaubwürdiger wirkt er. Es wird auch immer einfacher ihn in Situationen zu werfen, die spannend sind und zu Konflikten führen (wichtig, gehen wir später drauf ein).
Unser Held muss für den Zuschauer immer nachvollziehbar sein. Der Zuschauer soll mit ihm mitfühlen können, sein Leiden teilen, bei seinen Rückschlägen verzweifeln und wenn er gewinnt einen Triumph empfinden. Je besser der Zuschauer den Helden versteht, desto einfacher wird er sich in ihn hinein versetzen können und dann kann er auch eine falsche Entscheidung, die er vielleicht trifft, verstehen. Das ist auch bei einem Antihelden wichtig, denn auch dieser sollte sich dem Zuschauer irgendwie erschließen, sonst bleibt der Zuschauer nur distanzierter Beobachter der Handlung.
Das, was wir aus unseren Beispielfilmen über die Charaktere gesichert aus den Dialogen wissen ist nur die Oberfläche. Dr. Jones ist ein Archäologe, der anpackt und sich mit vielen Dingen auskennt. Er hasst Schlangen und hatte eine Liaison mit der Tochter seines Mentors. Doch es sind die Dinge, die tiefer gehen, die ihn aus machen und die der Schauspieler letztlich auch transportiert. Ein Blick, ein Zögern, eine Geste können viel über den Charakter aussagen und dem Zuschauer zu verstehen geben ob ihm eine Handlung leicht oder schwer fällt. All das sollte man beim schreiben des Drehbuches bereits im Kopf haben. Man beginnt am Besten mit einer genauen Charakterisierung der wichtigen Figuren. Wer für jede Figur ein Charakterblatt zur Hand hat kann auch immer wieder schnell überprüfen ob alle Szenen entsprechend der Figur verlaufen, ob die Dialoge stimmig sind und die Handlung nachvollziehbar ist.
Das nächste ist, sich zu überlegen warum diese Figur einzigartig ist, was sie aus macht, welchen Spleen und welche Schattenseiten sie hat. Das ist der Unterschied zwischen Superman und Spiderman. Superman ist einfach von Grund auf gut auch wenn er in seiner Rolle als Clark Kent einige Schwierigkeiten hat. Spiderman ist in erster Linie Peter Parker mit dessen Unzulänglichkeiten, der zwar intelligent und begabt ist aber kaum eine Frau ansprechen kann, der von seinen Vorwürfen seinem Onkel Ben gegenüber geplagt wird. Den Charakteren eine bewegte Vergangenheit zu geben, verleiht ihnen Tiefe und Glaubwürdigkeit. Es birgt auch die Möglichkeit diese ansatzweise zu zeigen oder anzusprechen um gewisse Motive zu erklären. Es ist in letzter Zeit etwas Mode Polizisten oder Ermittlern eine Neurose zu geben, die sie in ihrer Arbeit gleichzeitig beflügelt wie auch behindert (the Bridge of America oder Homeland). Es darf nicht irgendein Polizist sein, nicht irgendein Archäologe, nicht irgendeine Raumschiffcrew, nicht irgendein Kind, das den Mord seiner Eltern erlebt, nicht irgendeine Gruppe Überlebender. Es müssen immer außergewöhnliche Personen sein.
Ebenfalls sollte man all dies für den Antagonisten tun. Wenn der Gegner unseres Helden einfach nur Böse ist und wahllos böses tut, ist es schwer für ihn mehr zu empfinden als einfach nur Verachtung. Man kann ihn in einen schwarzen Anzug stecken und ihm eine Maske aufsetzen, ihn schwer Atmen lassen und eine Markante Stimme geben, aber selbst bei Darth Vader geht der Schrecken nicht allein von seiner Erscheinung aus, auch wenn sie einen Großteil aus macht. Wenn man den Antagonisten zu einem Menschen macht, der tiefgründig ist, ein wenig nachvollziehbar oder aber komplett irrational, dann wird er wahrlich hassenswert. Oder aber man empfindet sogar Sympathie für ihn. Schauen wir uns einmal ein paar Antagonisten und die Konzepte dahinter an, denn Filme sind auch häufig wegen ihrer Antagonisten erfolgreich (allein die James Bond Reihe).
Hans Landa aus Inglourious Basterds ist ein Paradebeispiel für einen genialen Antagonisten. Er ist nur auf seinen Vorteil bedacht und Menschen(leben) sind ihm gleichgültig. Er steht den Zielen des Protagonisten im Weg und ist immer kurz davor diese zu sabotieren. Dabei ist er aber überaus charmant, gewitzt und vor allem gebildet.
Das Bild des gebildeten Gegners ist vor allem im Film Stirb Langsam sehr einprägend in dem Alan Rickman den Hans Gruber brillant verkörpert. Die Idee dazu stammt übrigens von Rickman selbst, doch wer den Gegenspieler für seinen Helden bereits im Drehbuch mit einem möglichst facettenreichen Profil ausstattet, dessen Film gewinnt bereits dort massiv an Tiefe. Viele großartige Schurken an die wir uns erinnern sind uns vor allem wegen besonderer Eigenschaften im Gedächtnis geblieben, die nicht immer nur etwas damit zu tun haben, dass die Rollen mit hervorragenden Schauspielern besetzt waren, die es schaffen selbst einem durchschnittlichen Gegner eine überraschende Tiefe zu geben, wie etwa Gary Oldman in Leon der Profi.
Wenn man sich Spiel mir das Lied vom Tod ansieht ist man sich zunächst nicht einmal sicher, ob Frank wirklich der Antagonist ist, so eloquent und freundlich tritt Fonda hier auf.
Ein weiteres gutes Beispiel ist die Neuverfilmung von Todeszug nach Yuma mit Christian Bale und Russel Crowe in dem Crowe im Laufe des Films immer Sympathischer wird um am Ende sogar der Ersatzheld zu werden. Dies gelingt nur, weil sein Charakter die gleiche Tiefe hat, wie der von Bale.
Um den Antagonisten wirklich hassenswert zu machen, sollte man ihm Macht über den Helden geben. Macht ihn zu zerstören, seine Wahrheit in eine Lüge zu verwandeln, seine persönlichen Beziehungen zu vernichten. Diese Art von Antagonist wird wirklich hassenswert. Schwester Ratchet aus einer Flog über das Kuckucksnest oder die hervorragende Darstellung von Phillip Seymour Hoffman als Owen Davian in Mission Impossible III sind gute Beispiele dafür.
Es gibt auch ein sehr schönes Beispiel in der Harry Potter Reihe. Lord Voldemort ist ein Bösewicht ohne großen Tiefgang. Er ist einfach Böse. Diesen bösen Zug hatte er schon immer an sich und er nutzt jede Möglichkeit seine Macht zu vergrößern. Seine Feinde vernichtet er. Alle haben Angst vor ihm, weil er eben so übermächtig ist. Auch der Zuschauer fürchtet sich vor ihm. Dolores Jane Umbridge dagegen hasst jeder Zuschauer und Leser viel mehr. Sie ist mit einer Macht ausgestattet, das Leben der Helden zu ruinieren und sie in Hilflosigkeit zurück zu lassen. Sie ist dabei selbstgerecht und von ihren eigenen edlen Motiven überzeugt. Wenn man einem Harry Potter Anhänger Umbridge und Voldemort gegenüber stellt, dürften sich viele direkt auf Umbridge stürzen.
Der Joker in The Dark Knight ist deshalb so fürchtenswert, weil er irrational auftritt. Er verkörpert viele Facetten bekannter Geistesstörungen und seine nächste Handlung ist schwer vorhersehbar - aber immer irgendwie sadistisch.
Man sollte also für den Antagonisten mindestens das gleiche tut, wie für den Protagonisten. Eine gute Geschichte lebt von einem Held mit dem wir mitfiebern und von einem Gegner, den wir fürchten oder hassen können. Um so größer am Ende der Triumph wenn der Held siegt. Falls er siegt.
Hier eine kleine Checkliste mit Fragen, die man über einen Charakter beantworten sollte:
  • Wer ist er?
  • Wo kommt er her?
  • Was treibt ihn an?
  • Was sind seine Stärken?
  • Was sind seine Schwächen?
  • Was ist das besondere an ihm?

Haupthandlung und Nebenhandlungen

Ein Film sollte sich in eine Haupthandlung und verschiedene Nebenhandlungen aufgliedern. Die Haupthandlung ist der Ankerpunkt der Geschichte um die sich alles dreht. Ohne die Nebenhandlung würde die Haupthandlung noch immer funktionieren. Wäre die Haupthandlung weg, könnten die Nebenhandlungen nicht mehr für sich alleine Stehen und wären nur lose verknüpfte Episoden (auch das kann ein Konzept sein aber zu den Ausnahmen kommen wir am Ende).
Haupthandlung: Indiana Jones soll die Bundeslade finden bevor sie den Nazis in die Hand fällt
Nebenhandlungen:
  • Indy und Marion
  • Die Beschaffung des Kopfstückes des Stabes des Re
  • Indy und Beloq
  • Die Suche der Nazis nach der Lade
Haupthandlung: Die Besatzung der Nostromo versucht das Alien zu fangen oder zu töten

Nebenhandlungen:
  • Konflikte der Crew
  • Bergung des Aliens durch den Androiden für Weyland-Yutani
Haupthandlung: Bruce Wayne möchte das Verbrechen aus seiner Stadt vertreiben
Nebenhandlungen:
  • Bruce und Rachel
  • Bruce gegen Carmine Falcone
  • R'as al Ghul
  • Entstehung und Ausrüstung von Batman
Das sind längst nicht alle Nebenhandlungen in den einzelnen Filmen sondern die wesentlichsten und offensichtlichsten. Es gibt weitere die sehr viel kleiner sind oder welche die sich aus der Haupthandlung heraus brechen ließen, bspw. sind die einzelnen Versuche mit denen die Crew das Alien versucht zu überwältigen jeweils durchaus als Nebenhandlung tauglich. Unser eigenes Drehbuch erhält folgende Handlungen:
Haupthandlung: Eine Gruppe Überlebender versucht eine Schutzzone zu erreichen
Da es ein sehr kurzer Film werden soll, werden wir uns auf eine Nebenhandlung beschränken.
Nebenhandlung: Konflikte innerhalb der Gruppe über die Führungskompetenz
Im zweiten Teil werden wir uns dem Aufbau der Konflikte und Handlungsstränge widmen.