Microsoft hat in internen Besprechungen und in vertraulichen Gesprächen mit den Computerherstellern dieselbigen für den schlechten Start von Windows 8 verantwortlich gemacht.
Nicht genügend hochwertige Geräte wären gebaut worden, was den schlechten Absatz erkläre. Die Hersteller halten dagegen, dass die Kunden sich teure Geräte nur ansehen wollten aber kaufen würden sie nur die günstigen Geräte.
Acer Chef Jim Wong meinte sogar, dass Windows 8 zu kompliziert sei.
Microsoft scheint hier für mich den Bezug zur Realität verloren zu haben. Frei nach dem Zitat aus Feld der Träume: "Wenn du es es baust, wird er kommen" genügt anscheinend allein, dass die Hersteller viele Touch Geräte anbieten und schon kaufen sie die Kunden.
Doch was will eigentlich der Kunde? Warum sind die konkurrierenden Betriebssysteme so erfolgreich und warum schafft es Microsoft auch in Zukunft nicht, in diesem Markt einen Fuß auf den Boden zu bekommen?
Den Kunden kann man versuchen in statistische Zahlen zu packen oder orakelnde Analysten befragen, letztlich ist das Kaufverhalten aber eine nachvollziehbare Sache. Apple hat quasi einen neuen Markt entdeckt indem sie ein leistungsfähiges und vor allem einfach zu bedienendes System verkauften. Nicht die Computerfreaks sondern der Otto-Normal Verbraucher sind das Publikum der iPads, gerade diejenigen also, die sich mit diesen Geräten nicht so gut auskennen. Der Spagat zwischen Statusobjekt und Zugänglichkeit ist absolut gelungen und die Verkaufszahlen beweisen das.
Google hat mit Android etwas mehr Offenheit, will heißen Einflussmöglichkeit des Benutzer an den Tag gelegt obwohl sich die Haptik nicht zu viel nimmt. Das freut den Tüftler. Was kann man dem Kunden also noch anbieten?
Ein hochpreisiges Touch Gerät, das dem Ding ähnelt, das man früher unter den Schreibtisch gestellt hat und mit dem man so nur schwer zurecht gekommen ist?
Doch dabei hat Micrsoft es gar nicht so falsch gemacht. Ein Appstore und eine Nicht-mehr-Metro-heißende Oberfläche, die aber wirklich gut funktioniert stehen den beiden großen Konkurrenten kaum nach und man muss Jim Wong widersprechen. Die Kunden verstehen Windows 8 schon. Die Frage ist eher, ob Microsoft den Kunden verstanden hat.
Windows 8 benötigt ein Stück leistungsstarke Hardware und zwar schon allein dafür, dass das Betriebssystem läuft. Genau der Punkt den MS nun bemängelt, dass es keine ausreichenden Menge an hochwertiger Hardware gab. Doch die Hardware Hersteller haben völlig recht, der Kunde kauft diese Gräte nicht. Der Kunde möchte im Moment eine kleine eierlegende Wollmilchsau. Er möchte seine Apps benutzen, im Internet Surfen, Videos schauen und Musik hören. Und das ganze in einem bezahlbaren Rahmen. Amazon und Google machen es mit dem Kindle Fire und dem Nexus 7 vor. Kleine Tablets. Zu klein und Leistungsschwach für ein Windwos 8. Als die ersten Spekulationen um das Windows 8 Tablet umgingen wurde auch über den Preis spekuliert und häufig hörte man hier was von Kampfpreis und 250$. Weit gefehlt. Leider.
Der Markt der nächsten vier Jahre wird für den PC ganz entscheidend werden und das in mehrerlei Hinsicht.
Der PC ist krank. Er hat zwar noch immer einen großen Marktanteil doch dieser schwindet und er wird weiter schwinden wenn Microsoft nicht aufpass. Andere Hersteller aber genauso. Der PC wird als hauptsächliche Spieleplattform von den Konsolen und den Tablets verdrängt. Auch im Business Bereich verliert er immer weiter, so sind in einigen Industrien bereits Apple Geräte Standard. Die Stadt München hat unlängst auf Linux umgestellt. Was zu teuer gewesen sein soll, will Microsoft in einer Studie herausgefunden haben. Schade, dass diese Studie einerseits nicht alle Zahlen der Microsoft Lizenzen beinhaltet, welche einen großen Kostenblock ausgemacht haben und andererseits von MS nicht veröffentlicht wurde - abgesehen natürlich von dem Ergebnis, dass Windows günstiger gewesen sei.
Der Markt der privaten PC Benutzer wird ebenfalls kleiner, denn für viele Sachen nutzen diese bereits Tablets und Konsolen, wozu also noch einen PC besitzen? Im Moment für Office, Emails und zum Drucken. Die Dinge also, die mit einem Tablet umständlich sind.
Die nächsten zwei Jahre werden zeigen müssen, ob der PC und damit auch PC Betriebssysteme wie Windows in Zukunft noch einen relevanten Marktanteil darstellen werden. Windows 8 ist bei den Desktop PC Benutzer nicht eben beliebt, es bringt ihnen mehr Nach- als Vorteile.
Ein anderer hat sich zwischenzeitlich auf gemacht, in diese Lücke, die zu entstehen scheint, vor zu stoßen. Benutzerfreundlichkeit und ansehnliche Optik hat er sich auf die Fahne geschrieben. Sein Name ist Ubuntu und es handelt sich um ein Linux System. Dieses war bisher ja nicht gerade für Einsteigerfreundlichkeit bekannt, doch da nun sogar die Spiele Plattform Steam Ubuntu unterstützt und erste Spiele darunter veröffentlicht, tut sich hier eine ernst zu nehmende Alternative auf. Vor allem da Ubuntu nun auch ein Handy Betriebssystem wird und so eine der wichtigen Lücken schließt, die Microsoft versucht hat mit seinem alles-in-einem System Windows 8 anzugehen.
Microsoft hat erkannt, dass ein Betriebssystem heutzutage flexibler sein muss als nur auf einem fest installierten PC zu laufen. Die Benutzer wollen mobil sein, sie wollen kleine Apps, die funktionieren ohne sich über Hardware Gedanken zu machen. Sie wollen ihre Daten überall. Doch ein Betriebssystem das alles kann, dafür jedoch so viel Hardware benötigt ist sicherlich nicht die Antwort. Meiner Meinung nach, ist MS jedoch nicht in der Lage dies rechtzeitig zu erkennen. Sie werden massive Anteile am Markt verlieren. Irgendwann wird der Punkt gekommen sein, an dem auch die Hersteller der Hardware sich Gedanken machen müssen, wollen sie nicht ihren gesamten Umsatz an Apple oder die Konsolen verlieren. Wenn es erst einmal alle Business Programme auch auf Mac gibt, wenn die Konsole was Spiele angeht den Ton angibt, dann wird der PC unflexibel, übermäßig aufwändig und irgendwann überflüssig.
Die nächsten Jahre werden sehr spannend, denn es bieten sich viele Möglichkeiten. Sollte Apple mehr in den Business Bereich mit den iMacs vorstoßen könnten sie eventuell am Ende der Sieger sein. Vielleicht investiert aber auch ein Konsortium von Herstellen von PC's und Grafikkarten in ein Betriebssystem wie Linux und plötzlich könnte dieser lang gehegte Traum vieler Computerfreaks wahr werden. Aber auch Google könnte mit einem PC Betriebssystem, das Android ergänzt, in diesen für sie bisher unerschlossenen Markt vorstoßen.
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