Donnerstag, 21. Februar 2013

Tischtennis - Kreisklassenrückrundenhalbzeit

Tolles Wort. Da sind wir nun in der 3. Kreisklasse und haben Halbzeit in der Rückrunde.
Das ist etwas anders bei uns als beim Fußball, wir haben in der Rückrunde neue Gruppen und machen dort auch ein Hin- und ein Rückspiel.
Als unsere Gruppe zusammengestellt wurde, waren da eine Menge guter Gegner dabei. Uns war klar, dass wir die Laterne bekommen, wenn wir nicht wenigstens das Erste Spiel gewinnen, ein Gegner der zu schlagen sein sollte.
Es kam dann doch anders als gedacht und zwar völlig.

Zunächst einmal muss man sagen, dass die Kreisklasse einem Gelegenheit gibt Orte kennen zu lernen, die man sonst nicht im Traum anfahren würde. Viele der Vereine haben bis zu drei oder sogar vier Spiellokalen, also Turnhallen. Das liegt daran, dass man sie sich diese mit vielen Mannschaften vor allem anderer Sportarten teilen muss.
Wir sind mit guten Voraussetzungen gestartet, ein Heimspiel. Gleichzeitig spielt unsere vierte Mannschaft gegen die andere Mannschaft unseres Gegners. Das sorgt für gute Stimmung. Doch ziemlich schnell macht sich Ernüchterung breit. Unser Gegner tritt mit einer sehr starken Mannschaft und der Absicht die Gruppe zu gewinnen an. Unsere Chancen konvergieren gegen null und so geht das dann auch aus.
Das nächste Spiel findet in einer schon fast abenteuerlichen Halle statt. Die ist etwa halb so groß wie eine normale Turnhalle, es passen also gerade die zwei Spieltische hinein. Es gibt nur eine Umkleide auf der "Knaben" steht und Mauerwerk und Heizradiatoren machen den Eindruck, dass die noch unter Bismark entstanden sind.
Außerdem wird man zur Sicherheit noch in der Halle eingeschlossen - es gab da bereits zwei mal Überfälle wird mir erklärt. Sehr beruhigend! Wo bin ich hier? In der Bronx?
Die Halle hat laue 15 Grad (10 sind Vorschrift) und die Heizradiatoren an der Decke blasen alle viertel Stunde einen Schwall warme Luft hinaus und tropfen in der Zwischenzeit die Platte voll.
Die Regel besagt, man müsse in kurzen Hosen spielen. Am Arsch die Räuber! Das mit der Spielkleidung wird zum Glück nicht ganz so eng gesehen (später mehr dazu) und wir spielen großteils im Trainingsanzug.
Zum Glück verlieren wir hier relativ flott, so dass einem nicht allzu kalt werden muss.
Das nächste Spiel gewinnen wir. Und das ist eine ziemliche Überraschung, denn eigentlich sind wir zum verlieren angetreten. Doch unser Gegner ist nicht vollzählig und damit haben wir automatisch Punktvorteile. Dies mal ist unsere Mannschaft auch noch mit Spielern mit niedrigeren TTR-Werten (Tischtennis Rangliste) aufgefüllt, so dass ich auf die vierte Position aufrücke und stärkere Gegner bekomme. Die nehmen mich dann nicht nur auseinander, die Massakrieren mich. Trotzdem können wir genug Punkte sammeln um das Spiel zu gewinnen.
Danach geht's wieder ans verlieren aber immerhin sind wir die rote Laterne los - einstweilen zumindest.

Gestern kam es dann ganz dicke. Wir fahren zu der Mannschaft, von der alle angenommen haben, dass sie die Gruppe dominieren wird. Doch die haben bereits ein mal unentschieden gespielt und eine Niederlage eingefahren. Und genau das macht uns Sorgen. Weiterhin hat kurzfristig einer unserer Spieler absagen müssen und wir können nicht vollzählig antreten. Wir erwarten ein 9:0. Nachdem wir angekommen sind erfahren wir, dass der Gegner mit ausfällen sehr gebeutelt ist. Einige sind verletzt oder krank andere anderweitig verhindert. Die erste Paarung sind die Stammspieler, doch die hinteren beiden werden andauernd mit Ersatzleuten aufgefüllt. Das erklärt das etwas durchwachsene Ergebnis bisher.
Kurz vor Spielantritt kommt dann einer unserer Besten Spieler zum zuschauen in die Halle. Der steht kurz vor einer Hüft-OP und hat vor drei Wochen schon aufgehört zu spielen, die Bewegungsfähigkeit ist stark eingeschränkt. Wir drücken ihm einen Schläger in die Hand und stellen ihn in seinem rosafarbenen Polo an die Platte. Man muss hier sehr dankbar sei, dass unser Gegner das akzeptiert, denn Sportkleidung ist vorschrift.
Er verliert alle Spiele. Aber er macht das gerne - und rettet uns dadurch. Denn da er sonst sehr gut ist, wird er nach vorne gesetzt und wir anderen erhalten schwächere Gegner.
Und genau aus dem Grund können wir punkten und ich gewinne mein erstes Spiel. Und nicht nur eines sondern gleich zwei an diesem Abend. Wir können uns ein Unentschieden sichern. Damit sind wir nach den Hinspielen gesichert Vorletzter, egal wie die anderen spielen.
Einen Nachteil hat es für mich persönlich dennoch. Da die bisherigen Gegner alle sehr hohe TTR-Werte hatten, konnte ich meinen eigenen Wert nicht sehr stark absenken obwohl ich alles verloren habe. Die beiden gewonnenen Spiele haben ihn wieder erhöht. So komme ich aus dem mittleren Doppelkreuz nicht raus...

Die Figuren, die man bei solchen Spielen sieht sind teilweise eben so abenteuerlich wie Hallen. Viele sind sehr locker, aber manche machen aus der 3. Kreisklasse das Sprungbrett zur Bundesliga. Wenn man denn schon mit einem Kampfstirnband an die Platte tritt weiß der Gegner, was die Stunde geschlagen hat. Man unterbricht eigenständig das Spiel, weil ein Ball an der Nachbarplatte Platte (unbesetzt!) irritiert. Andererseits muss der eigene Punkt aber zählen, wenn der Gegner den Ball ins Netz spielt, auch wenn der Schiedsrichter das Spiel vorher laut und deutlich unterbrochen hatte - Netz ist Netz. Eine Übersicht über häufig anzutreffende Spielertypen gibt es hier.
Zum Glück sind sie alle, wenn auch manchmal sehr verbissen, doch alle friedlich und nach dem Spiel auch extrem umgänglich.

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