Montag, 11. Februar 2013

Windows goes Linux Teil 2

Ich habe mich nun das ganze Wochenende mit Linux, genauer gesagt Ubuntu auseinander gesetzt.
 Ergebnis:

Desktop zerschossen, Retro gespielt, Festplatte gesprengt, Bootloader zerstört, Blu-Ray's verbannt und Ubuntu deinstalliert. Trotzdem bleibe ich bei Ubuntu. Klingt merkwürdig. Aber von vorne.

Als erstes habe ich meinen Desktop zerschossen. Und zwar wollte ich den proprietären Treiber von AMD für meine Graka einspielen. Einfach gesagt gibt es zwei Treiber. Einen Open Source, der nicht ganz so gut ist aber dafür stabil und einen von AMD selbst, der kein Open Source ist und deshalb auch von Ubuntu von Haus aus nicht installiert ist.
Steam sagt aber, dass der Proprietäre Treiber erwünscht ist. Umstellen sei ganz einfach sagt das Internet. Einfach in der Systemsteuerung den Grafikkartentreiber auf Proprietär stellen. Durchbooten. Und nix mehr sehen. Alles was angezeigt wird, ist der Desktophintergrund und der darauf abgelegte Steam Button. Toll Steam kann ich also jetzt spielen aber nix anderes mehr. Die schöne Oberfläche (Unity mit Namen) wird nicht mehr angezeigt. Tolle Sache, ich kann nicht mal was öffnen um das wieder rückgängig zu machen.
Die Anleitungen im Internet sind alle sehr umfangreich, mit Konsolenbefehlen um Unity zurückzusetzen. Alles Blödsinn, weil nix gebracht. So ging es:
Rechtsklick auf den Desktophintergrund und über das Kontextmenü die Desktopverwaltung aufrufen. Von dem Fenster aus in die Systemsteuerung zurück gehen und dort einfach den normalen Treiber wieder aktivieren und booten.
Bei der Sache trotzdem was gelernt: STRG+ALT+T öffnet ein Terminal STRG+ALT+F1 schaltet von der Grafischen Oberfläche auf ein direktes Terminal. Über F2-F4 gibt es weitere Terminals und mit F5 geht's zurück auf die Grafische Oberfläche.

Wie bekommt man jetzt den Treiber aber zum laufen? Im Internet kursieren haufenweise Anleitungen, wie man den ATI Treiber installiert. Paket bauen, diverse Befehle absetzen. Kann man alles vergessen, es geht sehr einfach:
Von der AMD Webseite den Linux Treiber runter laden und entpacken. Einen Rechtsklick auf die entpackte Datei und in den Eigenschaften die Datei auf ausführbar stellen und dann eben ausführen. Die Installation klappt dann eigentlich reibungsfrei. Sollten noch Abhängigkeiten existieren kann man die über das Softwarerepository von Ubuntu lösen.
Bei dieser Geschichte gelernt: Dateien die auf ".run" enden können in Ubuntu einfach ausgeführt werden, man muss sie nur auf ausführbar stellen. Teamspeak ließ sich so ebenfalls installieren.

Danach hatte ich erst mal die Nase voll vom konfigurieren und wollte was zocken. Und weil ich mir extra den neuen Grafikkartentreiber installiert habe, hab ich den Amiga Emulator genommen und Champions of Krynn gezockt. Das macht total Sinn!!

So kommen wir zu den Blu-Ray's, das ist ne kurze Sache, die gehen nämlich auf Linux einfach nicht, weil es kein Programm zum abspielen gibt. Hat was damit zu tun, dass die Daten verschlüsselt werden müssen und das bei Open Source wohl so nicht geht oder gemacht wird. Das ist ein echtes Knock-out Kriterium für mich. Keine BD's und vor allem kein 3D.

Danach habe ich WINE installiert. Das Programm emuliert Windows und man kann damit schön zocken. Installation ist über das Ubuntu Repository sehr einfach. Das Frontend "Play on Linux" bietet eine ganze Menge Vorinstallationen von Spielen. Unter Anderem Guild Wars 2. Also an geworfen, der Loader funktioniert auch ganz wunderbar, meldet mich an und saugt den Client aus dem Internet - genau bis zu dem Punkt an dem die Festplatte voll ist. Ich habe Ubuntu ja auf einer kleinen Partition installiert und die ist mit dem 16 GB Client überlastet. Herrlich. Ich hab darauf hin versucht die Partition zu erweitern mit dem Programm GParted. Das kann man von der Ubuntu Live CD aus starten. Aber der freie Speicher muss ja direkt hinter der Partition hängen, dazu muss man diese dann wiederum verschieben. Das kostet alles einen Haufen Zeit und lohnt sich aus einem später genannten Grund erst mal nicht. Also das Programm OS-Uninstaller runter geladen und Ubuntu raus geworfen. Neu gestartet, Grub Meldet Partition weg. Ja klar, hab ich ja gerade gelöscht, was macht Grub eigentlich da noch?!?
Versucht mit Windows DVD anzubooten und zu reparieren (zwei kleine Kommandozeilen Befehle). Windows will aber nicht reparieren, sondern lieber installieren, weil es nicht erkennt, dass Windows auf der an Stelle Nummer 2 hängenden Festplatte installiert ist und nicht auf der 1. Vollidiot. Wieder mit Ubuntu Live angebooted, die Befehle
sudo add-apt-repository ppa:yannubuntu/boot-repair
sudo apt-get update
sudo apt-get install boot-repair
ausgeführt und boot repair gestartet. Auf reparieren gedrückt und dann war ich wieder in der wunderbaren Welt von Microsoft.

Nach dem ganzen Experiment kommen mir einige Erkenntnisse. Zunächst einmal braucht man mehr Zeit als zwei Tage um sich mit Ubuntu auseinander zu setzen. Man braucht aber vor allem auch mehr Platz als 25 Gig auf der Festplatte. Ubuntu hat seine Nachteile aber auch Vorteile und diese will kurz beleuchten.

Ubuntus Vorteile gegenüber Windows:

  • Ubuntu ist kostenfrei und liefert durch die Regelmäßigen Release Zyklen aktuelle Software und Sicherheit. Man muss also nicht warten, bis Microsoft sich entschließt ein Servicepack zu veröffentlichen oder gar eine neue Version heraus bringt. Noch dazu, wenn MS wirklich auf einen jährlichen Zyklus der Windows Systeme umstellen will, muss man jedes mal wieder in die Tasche greifen.
  • Keine Viren. Linux Systeme sind sicher. Wer sich einen Virenscanner unter Linux installiert, der tut das nur, um Micrsoft Viren aus Mails oder ähnlichem zu entfernen. Linux können diese Programme nichts anhaben. Dass sich das ändert ist aus verschiedenen Gründen nicht zu erwarten. Auch dann nicht, wenn Linux einmal weiter verbreitet sein sollte. Empfehle dazu diesen Artikel: http://wiki.ubuntuusers.de/Sicherheitskonzepte
  • Freiheit. Man hat eine große Freiheit sich zwischen unterschiedlichen Versionen, Software und dem Aussehen zu entscheiden. Nicht zufrieden damit wie der Desktop aussieht. Installier einfach einen anderen. KDE, Gnome, Unity, Mate. Versuch das mal unter Windows ohne was kaputt zu machen oder problemfrei zum Ursprungszustand zurück zu kommen. Außerdem gibt es eine große Auswahl an Programmen für unterschiedliche Bedürfnisse. Und weil der Linux Markt nicht die breite Öffentlichkeit bedient sind die Anbieter häufig kostenfrei und "ehrlicher" als unter Windows.
  • Die Community ist sagenhaft. Es ist egal, was man benötigt oder welches Problem sich einem Stellt. In den entsprechenden Foren wird einem schnell, kompetent und sehr freundliche geholfen.
  • Look and Feel. Etwas, das bisher eher Apple für sich gepachtet hat, nämlich eine ausgezeichnete Optik gepaart mit intuitiver Bedienung hat Ubuntu ebenfalls großartig hin bekommen. Die Unity Oberfläche macht einfach Spaß, die Themes sehen Saugeil aus. Hier fühlt man sich wohl.

Ubuntus Nachteile gegenüber Windows:

  • Keine Blu-Ray Unterstützung.
  • Man muss manchmal ganz schön herumwerkeln bis man etwas zum Laufen bekommen hat.
  • Viele Programme gibt es nicht als Linux Version.
  • WINE als Windows Emulator kann nicht alles.

Mir persönlich hat Ubuntu gut gefallen und die ich will das Experiment etwas ausweiten. Heute Mittag ist meine neue Festplatte gekommen und ich werde diese vollständig Ubuntu zur Verfügung stellen. Dann haben Windows und Linux beide jeweils 1TB zur Verfügung.
Über die nächsten Wochen werde ich versuchen alle meine Programme auch unter Linux zum Laufen zu bekommen um dann in 2-3 Monaten zu sehen was ich mache. Ob ich Lunix wieder entferne oder vielleicht Ubuntu zum Hauptsystem zu machen und mir Windows nur noch für spezielle Aufgaben vor behalte, die unter Linux absolut nicht wollen.

Eines ist für mich allerdings mittlerweile klar. Meine Eltern, die mit Technik ohnehin sehr auf Kriegsfuß stehen werden kein Windows 8 bekommen, wenn sie demnächst einen neuen PC anschaffen. Die bekommen Ubuntu und Open Office.

Ich werde diverse weitere Posts scheiben, den ersten gibt es gleich um das ganze mal etwas zu veranschaulichen.

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